brut ou à fleur de peau
Veronika Rall
epd Film 11/94 | 1994


[...] Auch der 1990 entstandene BRUT ou À FLEUR DE PEAU gehört zu diesen "intimen" Filmen. Nach einer endlos scheinenden Kamerafahrt entlang eines Flußufers beginnt eine Handkamera, einen Frauenkörper abzutasten. der an einem heißen Sommernachmittag zwischen weichen, weißen Laken liegt. Die Kamerabewegungen folgen dem Körper der Frau, die sich räkelt, die Beine langsam aneinander reibt, die Zehen in die Matratze gräbt, sich wendet. Auf der Tonspur Flugzeugmotoren, Kinder, die im Hof spielen. Und dazwischen, wie Pausen, gänzlich statische Aufnahmen von Parks, die eingeschlafen scheinen in der drückenden Hitze, dann wieder der Körper, als triebe es den Blick in diese Nähe.

Die Kamera wird ein Sinnesorgan, sie streichelt den Körper und kann ihm doch nicht nah genug sein. Hier beginnt Sachs plötzlich, rhythmisch zu schneiden, die Bilder zerfließen beschleunigt in der optischen Bank; Details des Körpers wechseln mit Negativaufnahmen nasser Blätter: Film als Liebesakt. Und so endet er in der Apotheose des Blicks auf die Feuchtigkeit der Brunnen in der lähmenden Hitze des Sommertags