Le dauphin
FAZ 05.1986 über die Kurzfilmtage Oberhausen
[...] ..augenblicklich allein im Experimentalfilm, dessen Begegnung mit den Kurzfilmtagen in der Vergangenheit eine traurige Bilanz zurückläßt. Realitätsflucht könnte man sicher den meisten dieser Produktionen vorwerfen, aber das Aufbrechen der allgemeinen Stagnation bedeutet auch einen ersten Schritt vorwärts. Der so durchaus als gelungen anzusehende Durchbruch des Experimentafilms in Oberhausen fand einen Widerhall in der Preisvergabe: die Arbeitsgemeinschaft der Filmjournalisten entschied sich für "Le dauphin" Von Stephan Sachs und "Negative Man" von Cathy Joritz.
Vor allem "le dauphin" ist ein schon virtuos zu nennendes, herausragendes Beispiel des aufstrebenden Nachwuchses. Mit obsessioneller Kraft entwickelt Sachs aus einem kleinen Reservoir an exotischen Bildern eine komplexe Vielfalt von Bilderlebnissen. Ständig vorangetrieben, auf der Suche nach einem imaginären Ziel, tastet sich hier ein Sehen vorwärts, das sich zu einer aufregenden kinästhetischen Erfahrung verdichtet und gleichzeitig die alte Sehnsucht nach dem anderen, der exotischen Welt, wachruft, die sich in den Treibhäusern des neunzehnten Jahrhunderts ihre Paläste geschaffen hat.