Die Insel
Dr. Eva M. J. Schmid
Auszug aus "epd Film" 05/1985 | 1985


[...] 3. Der dritte Film von Sachs, den ich gesehen habe, heißt DlE INSEL. Er ist in Zusammenarbeit mit Jean François Guiton entstanden. Ein scheinbar konventioneller Film, in dem aber der gewohnte Kameragebrauch denunziert wird: beliebiger Text, beliebig illustriert. Ein komischer Film. Bei Film-Kennern ist er ein Lacherfolg. Beim Frühstück im kitschigen Ambiente eines Hotels sitzen sich zwei Männer gegenüber. Den ganzen Film lang erzählt der eine dem anderen von einer Südseereise. Dieser Ton liegt wie ein Teppich unter dem ganzen Film, asynchron. Der Erzähler spricht zwar auch, aber spult vermutlich seine xte Fassung der Story ab. Synchron sind dagegen die Geräusche. Der Zuhörer – im Film und vor der Leinwand "stumm" – ist gelangweilt. Die Kamera zieht sich schließlich – ebenso gelangweilt – zurück und nimmt Details aus dem benachbarten Raum ins Bild: roter Teppich, rote Tapete, rote Sesselbezüge. Laut, aufdringlich und auch langweilig. Die Möbel sind weiß. Pflanzen bieten ein schein-exotisches Arrangement. Ein Spiegel wirkt wie ein leeres Bild. Da zwischen immer wieder immer distanziertere Blicke auf die beiden Männer. Der Text plätschert dahin. Zuweilen ergeben sich groteske Übereinstimmungen zwischen er zählten Details und gezeigten Fragmenten aus dem dargestellten Raum. Weder die verbale Mitteilung noch der Blick auf die Ausschnittformen der Gegenstände schließen sich kompositionell zu narrativer Aussage zusammen. Von einer Insel wird erzählt, inselhaftes Da-Sein wird demonstriert. Zustand. Stilleben einer verkitschten Wohlstandsgesellschaft. Kritik, die am Detail abgehandelt wird. Kritik auch am Medium, Kritik am Gebrauch des Mediums.