Soria Moria Slott
S. Sachs
Nebelgraues Meer; eine kleine Insel am Horizont; ein sich näherndes Schiff driftet durch das Bild; weder Ursprung noch Ziel lassen sich ausmachen; kurz bevor das Schiff das Rechteck der Leinwand verlässt, ist die Fahrt durch das orange scheinende Filmrollenende aufgehalten.
Dieses Ende eines Films ist der Anstoß zur Erzählung über den Erzähler, der erzählt ohne zu sprechen – wodurch dann schließlich die Schwerkraft außer Kraft gesetzt wird und man sich mitten im Wald wieder findet. Dies ist selbstverständlich nur ein Märchen.
Helga Meister
Auszug aus "Und keiner hinkt"
Ausstellungskatalog Kunsthalle Düsseldorf 2001
[...] "Soria Moria Slott", 1985, löst die Erzählung ganz auf. Ein kleines Segelboot durchquert bei Musik von Bartok langsam diagonal das Bild und entgleitet. Danach sieht man eine Frau, die aus einem Buch vorliest, sie bewegt jedenfalls die Lippen, aber es ist kein Text, nur ein Rauschen da. Das Erzählen wird durch Bewegungen unterbrochen, die Sachs dadurch erzeugt, dass er die Kamera an Seilen im Wald aufhängt. Die Erzählerin verschwindet immer mehr, während die Partien des scheinbar schaukelnden Waldes zunehmen. Die Bewegung löst schließlich das Bild der Erzählerin auf...
Christine Noll Brinckmann
Auszug aus epd "Film" 1985
[...] Um das Erzählen an sich geht es in Stephans Sachs „SORIA MORIA SLOTT” einen Film „der erzählt, ohne zu sprechen” wenn er eine Märchenlesung ohne Synchronton zeigt, den Märchencharakter ganz aus der Mimik der Vorleserin entstehen läßt, das weite Ausholen in die fiktionale Vergangenheit durch bläuliche Landschaftsbilder ausdrückt....